Golf von Triest und die Lagunen Venedigs

Der Segelwind reicht nicht, um den ganzen Schlag nach Triest zu segeln, aber immerhin für die Hälfte. Die Gewässer Sloweniens durchsegeln wir in ca. 2.5 Std. Delfine schwimmen vor dem Bug und das Wetter ist auch nicht ganz so trüb wie prognostiziert. Bella Italia begrüsst uns mit Wolken am Himmel und einem Gewitter im Nacken. In der Stadt Marina legen wir an. Es braucht anscheinend keine Einreiseformalitäten für uns Schweizer in Italien, auch gut.

Segelyacht A
Segelyacht A vor Trieste an der Kette

Die Sonne scheint an diesem Nachmittag und Triest präsentiert sich von der schönsten Seite. Prachtvolle Gebäude, wohin man sieht, schöne Kirchen, Shops für alles, was das Herz begehrt, unzählige Restaurants und gemütliche Cafés. Die Stadt ist voller flanierender Menschen. Auf der Piazza d’Unica sind etliche Oldtimer ausgestellt, die an einer Rallye teilnehmen. Willi bewundert sie, ich eher die prächtigen Strukturen an und auf den Gebäuden. Wir bummeln durch die Strassen, trinken unseren Aperitivo auf einer Piazza und geniessen die erste italienische Pizza.

Wir bleiben noch einen weiteren Tag in Triest, die Stadt ist interessant und zudem ist Bora angekündigt. Auf dem Stadthügel haben wir eine spezielle Kirche entdeckt, die wir uns ansehen wollen. Mit dem Bus fahren wir den Hügel hinauf, dann nehmen wir den Wanderweg zur Kirche unter die Füsse. Über eine Stunde streifen wir durch den Laubwald, ab und zu erhaschen wir einen Blick durch die Bäume, hinunter zum Golf von Triest. Auf der anderen Seite verfolgen uns schwarze Wolken und Donnergrollen. Trocken erreichen wir die pyramidenförmige Wallfahrtskirche. Ein 2-stöckiger, moderner Sakralbau, konstruiert aus dreieckigen Betonelementen. Auf der Kirchenterasse haben wir eine bezaubernde Aussicht über das Meer bis nach Slowenien und zu den Lagunen.

Zu Fuss wandern wir zur nächsten Ortschaft hinunter, von dort bringt uns der Bus zum beindruckenden Leuchtturm von Triest. Von der Aussichtsplattform haben wir eine grandiose Aussicht über Triest und das erst noch bei Sonnenschein.

Die Wettervorhersage für die nächste Woche sieht trüb und nass aus, ausgerechnet für den Besuch der Lagunen von Venedig. Wir segeln bei strömendem Regen und dick eingepackt zur ersten Lagune.

Von nun an müssen wir uns mit der Tide befassen. Das Meer ist hier max. 25m tief, oft unter 5-6 m. Teile der Lagunen fallen trocken. Wir müssen uns an die Fahrwasser halten und die Strömungen beachten. Eine ganz neue Erfahrung. Die offene See hat oft unangenehme Dünungswellen. Die seetaugliche Crew freut sich dann jeweils auf das Ankommen. Zum Übernachten verkriechen wir uns jeweils in einer Lagune, was bei dem Wellengang nicht immer einfach ist. Der Wind kommt meistens von achtern, bläst also ins Cockpit, was sich auch bei 16 Grad ziemlich kalt anfühlt. Mit vier Kleiderschichten übereinander geht es. Ein stationäres Tief über Italien beschert uns heftige Regenfälle. Zum Glück ist diese Region nicht so stark betroffen wie die Emilia Romagna. Dort verursacht das starke Unwetter, nach der langen Trockenheit massive Überschwemmungen. Bei uns guckt die Sonne immer mal wieder hervor und lässt uns erahnen, wie schön es hier sein kann.

Für uns ist es sehr eindrücklich, in den Lagunen meilenweit zwischen Dalben durch das Fahrwasser zu navigieren. Ankerplätze gibt es nur wenige und bei diesen Wetterbedingungen müssen wir sowieso in die Marinas.

Wir treffen überall auf freundliche Menschen und fühlen uns wohl. Vor allem geniessen wir die abwechslungsreiche italienische Küche und den hervorragenden Wein hier.

Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch Venedigs auf eigenem Kiel. Vorbei am Jahrhundertbauwerk MOSE (die neu gebaute Hochwasser-Sperre der Lagune), steuern wir durch das Fahrwasserlabyrinth zu unserer Marina. Der Verkehr auf dem Wasser gleicht dem Feierabendverkehr auf unseren Strassen. Wegweiser zeigen uns den richtigen Weg. Unsere Marina liegt in einem ruhigen Quartier mitten im Grünen, 20 Min zu Fussweg zum Markusplatz.

Wir bummeln durch die Gassen Venedigs, trinken an einem Canale ein Espresso oder ein Gläschen Wein, beobachten die Touristen in den Gondeln und halten uns abseits der Touristenpfade.

Die Reise ganz in den Norden hat sich gelohnt. Der einzige Wermutstropfen war das aktuelle Wetter unseres Besuchs. Jetzt geht es wieder südwärts.

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