Montenegro

Wir haben den letzten Hafen von Albanien bei Sonnenaufgang verlassen und den Blister hochgezogen. Herrliches Dahingleiten am Anfang des Tages. Nach etwas 1.5 Std. im Seglerglück schwächelt und dreht der Wind. Fertig lustig, wir werfen den Motor an. Wenn wir noch bei Tag ankommen wollen, können wir nicht mit 3 kn Fahrt aufzukreuzen. Nach 67 sm, davon nur 13 unter Segeln legen wir am Zollsteg in Bar an. Willi marschiert mit unseren Papieren zum Zoll und kann schnell und unkompliziert in Montenegro einklarieren. Danach verholen wir in die nahe Marina, kurzer Schwatz, kochen und dann fallen wir müde in unsere Kojen.
Bar ist keine besonders aufregende Stadt. Wir sammeln hier die ersten Eindrücke vom Land und den Leuten. Sehenswert ist die alte Stadt „Stari Bar“. Die zum Teil restaurierten Ruinen schmiegen sich an den Hang des steilen Bergmassivs. Man fühlt sich fast im Tessin.

Stari Grad, Bar
Stari Grad

Beeindruckt hat uns die orthodoxe Kirche mit ihren goldenen Kuppeln. Innen ist es hell und freundlich, viele Fenster, Nischen, Balustraden, grosse Leuchten. Fast alle Decken und Wände sind mit bunten Kirchenbildern bemalt. So eine Kirche haben wir noch nie gesehen, wunderschön.

Bar Kirche
Bar Orthodoxe Kirche

Bevor wir das nautische Highlight von Montenegro erreichen, hängen wir uns in Bucht Bigova an die Boje eines Fischrestaurants. Es ist bekannt für seine Octopusgerichte. Dazu kann ich mich nicht durchringen, aber ausnahmsweise mal einen Fisch. Der gegrillte Skorpionfisch schmeckt sogar mir ausgezeichnet.
Anderntags fahren wir in den Golf von Kotor ein. Backbord Kroatien, Steuerbord Montenegro.

In der ersten, der beiden grossen Doppelbuchten liegen neben historischen Städtchen mehrere Luxusmarinas. Diese lassen wir im Kielwasser, wir wollen die 16 sm bis ans Ende der Golfes nach Kotor vordringen. Segeln in diesen Binnenrevier wär ganz toll, aber leider fehlt der Wind über weite Strecken. Eine Delfinschule heitert uns auf. Im hinteren Teil des Golfes ragen die steilen Berge über 1500m aus dem Meer. Wolken sammeln über den Berggipfeln, sie sind schwarz, es donnert. Das Gewitter erreicht uns nicht. Die Einfahrt in das kleine Hafenbecken ist knifflig eng, auf der einen Seite die alte Mole und auf der andern die Murings der vertäuten Yachten. Hübsch ist es hier, leider ist das Wasser nicht sehr sauber, keine Lust ins Wasser zu springen. Es es hat viele Algen, scheint von Zivilisation, Muschel- u. Fischzuchten überdüngt zu sein.

Drei Kreuzfahrtschiffe liegen bei Kotor vor Anker. Gegen Abend finden sich die Cruising Gäste wieder auf ihren schwimmenden Hotels ein. Erst jetzt brechen wir zu dem 40-minütigen Marsch nach Kotor auf. Eine bezaubernde Altstadt zwischen den Festungsmauern. Wir essen köstlich, während ein Musiker jazzige Lieder auf seiner Klarinette spielt.

Montenegro Bay vom Berg
Montenegro Bay vom Berg

Am Morgen fahren wir mit dem Mietauto über schmale, kurvenreiche Strassen in die Berge. Je höher wir kommen, je grandioser die Aussicht.
Unter uns breitet sich der ganze Golf von Kotor aus, weiter draussen die blaue Adria und dahinter die hohen Berge Montenegros.
Eine üppig grüne Vegetation, auch noch auf 1400 müM. Hier wachsen nicht wie bei uns meist Nadelbäume, sondern Laubbäume und die schimmern im Frühling in einem zarten, frischen Grün. Wir fahren weiter durch die schöne Berglandschaft mit Blick ins Hinterland und wieder hinunter an die Adria. Unterwegs stoppen wir in Budva und der
Luxusmarina Porto Montenegro, das müssen wir einfach gesehen haben. Viel Geld schwimmt im Wasser, Schönheiten flanieren und schicke Cafés und Boutiquen säumen die Strassen. Die beiden Touristenorte mit viel Schickimiki ist nicht unsere Welt. Viel schöner ist es um die Bucht zu fahren, mit einer der kleinen Fähre ans andere Ufer überzusetzen und kleine Orte zu besuchen.

Montenegro Bay
Montenegro Bay

Zurück Richtung Adria können wir einige Meilen in der Bucht segeln, müssen sogar aufpassen, dass wir die Geschwindigkeitsbegrenzung von 6 kn nicht überschreiten.
Kurz anlegen und ausklarieren, dann zum übernachten in einer Bucht mit Boje für Restaurantgäste. Unsere französischen Stegnachbarn laufen kurz darauf auch ein. Es wir ein fröhlicher Abend beim plaudern im Franz-Englisch Mix.

Kurz nach dem Auslaufen aus dieser Bucht am Ende des Kotor-Golf können wir schon wieder die Flagge wechseln.

Auch in Montenegro erfahren wir eine herzliche Gastfreundschaft und unkomplizierte Hilfe. Der einzige Wermutstropfen; so vieles ist kostenpflichtig. Das letzte Stück zum Gipfel eines Berges, die Begehung einer Stadtmauer und auch jeder Parkplatz vor noch so einer kleiner Attraktion.

Schreiben Sie einen Kommentar