Albanien

Am Zollsteg in Sarandë werden wir von unserer Agentin schon erwartet. Wir geben ihr unsere Papiere und sie erledigt die Einreiseformalitäten schnell und unkompliziert. Schon bald dürfen wir an Land. Wir können am Zollsteg bleiben, bei den Windverhältnissen kein Problem.

Sonst wäre ankern in der Bucht sicherer. Wir liegen neben einem grossen Trimaran einer Schweizer Zweiercrew. Selbstverständlich plaudern wir und fachsimpeln über unser Hobby.. Die Grösse, die Technik und der Komfort des Bootes beeindrucken uns. Die Beiden leben das ganze Jahr auf dem Schiff, es ist ihr Zuhause, da ist soviel Platz schon angenehm. Ihnen gefällt auch unser kleines, klassisches Schiff ganz gut. Wir brauchen albanisches Geld, stehen vor den Bankomat und rätseln über den Betrag 500, 5’000 oder 50’000 Lekke? Entscheiden uns für die Mitte. Bald stellt sich heraus, das es nicht mal 50 Franken sind. Das reicht definitiv nicht, für unseren Aufenthalt in Albanien. Sarandë ist eine mittelgrosse Stadt mit Fährhafen und vielen mehr oder weniger gepflegten hohen Häusern und Hotels. Eine schöne Hafenpromenade, viele Bars, Cafés, Tavernen u. einen Sandstrand. Die Landsleute nennen den Küstenabschnitt die Riviera Albaniens. Das Essen ist gut, italienisch angehaucht und günstig.

Sarandë; Zollsteg mit Liegemöglichkeit.
In der Umgebung gibt es viel zu sehen, wir fahren mit dem Mietauto los. Zuerst zu einem Stausee, der Zufluss kommt aus einer Quelle, die türkisblau aus dem Boden sprudelt. The Blue Eye. Sehenswert ist auch die Natur drum herum. Es grünt und blüht jetzt in allen Farben. Wir entdecken sogar Orchideen, weil wir nicht den betonierten Weg, sondern den Wanderweg zur Quelle nehmen.

Syri i Kaltër; Idyllisch, die Karstquelle „Blue Eye“
Ein Pass führt durch eine üppig grüne Vegetation über die Berge. Man muss aufmerksam fahren und mit Schlaglöchern, Kühen und tollkühnen Autofahrern rechnen.
Zu Fuss über steile Gassen erklimmen wir Gjirokastra „Stadt der Steine“. Sie zählt zum Weltkulturerbe. Eine mächtige Burg wacht über den Basar und die stattlichen Bürgerhäuser die sich an die Hänge des zerklüfteten Terrains schmiegen. Der Baustil und die Grösse der Häuser ist je nach Quartier und Lage sehr unterschiedlich. Obwohl vieles baufällig ist, entdecken wir hübsche Winkel, blühende Gärten und liebevoll renovierte Häuser.

Gjirokastra
Weil wir eine Kreuzung verpasst haben gelangen wir über einen Umweg, durch Oliven- und Orangenhaine, Reben und Gemüsekulturen und danach durch das Feuchtgebiet zum Nationalpark Butrint. Mit einem Fährfloss überqueren wir den Fluss, wo die antike Hafenstadt Butrint liegt.

Butrint; Fährfloss über den Vivar Kanal.
Die Ausgrabungen auf der Halbinsel führen uns durch viele Geschichtsepochen. Es ist sehr interessant und gut verständlich illustriert.

Beeindruckt und müde kehren wir auf unser Schiff zurück. Im Cockpit hängt eine Tasche mit Gemüse aus dem Garten unserer Agentin. Herzlichen Dank, wir freuen uns auf die Verwendung in der Bordküche.
Die Küste Albaniens bietet nicht viele Möglichkeiten mit dem Schiff anzulegen oder zu ankern. Es gibt auch keine nautischen Küstenführer, wir müssen uns auf die Beiträge im Internet und unsere elektronischen Karten verlassen. Auf dem Weg nach Norden entscheiden wir uns in Porto Palermo anzulegen. Obwohl es widersprüchliche Angaben gibt ob man anlegen darf oder nicht. Nach 48sm legen wir längsseits am hohen Betonsteg an. Niemand ist zu sehen, einzig die Polizei begrüsst uns freundlich. Auch mit der neuen, hochseetauglichen Angelausrüstung hat kein Fisch angebissen. So kochen wir Spiegeleier, anstatt Fisch zum geschenkten Spinat.

Porto Palermo; Massiver Betonsteg, ruhige Bucht im Abendlicht
Nochmals ein langer Schlag an der bergigen Küste entlang bei perfektem Segelwind. Am Abend fahren wir in die grosse Bucht bei Vlores ein und ankern bei 2Bf aus W, die See ist ruhig. Während ich in der Bordküche hantiere schaukelt es immer heftiger, Willi beobachtet die stetig höher werdenden Wellen mit Sorge. Plötzlich ein Knall, unsere beiden Seile der Ankersicherung reisen. Hastig das Risotto essen, abwaschen und Anker auf. Bei 1 m Wellen können wir hier nicht bleiben. Wohin sollen wir? Tiefer in die Bucht hinein nach Süden, aber ob wir da einen sicheren Platz finden ist ungewiss. Wir beschliessen die Nacht durchzusegeln, direkt nach Durres. Mittlerweile ist es stockdunkel, wir motoren hinaus in die offene See. Dort können wir die Segel setzen und kommen mit achterlichem Wind in starker Dünnung ziemlich flott voran. Eigentlich segeln wir gerne durch die Nacht, aber bei kaltem Wind und Regenschauer ist das nicht so erquickend. Zeitweise haben wir über 9 kn Fahrt. Gegen Morgen bessert das Wetter, die Dünung und der Wind sind jetzt angenehmer, die See erscheint nicht mehr grau sondern blau. Über Funk melden wir uns an. Zum einfahren in den grossen Fähr- und Handelshafen, an dessen Ende die kleine Marina liegt, brauchen wir das ok des Hafenmeisters. Um 10 Uhr vertäuen wir unsere Alexa, nach 127 sm und 26 Stunden auf See, am Steg. Anmelden, etwas plaudern und danach gönnen wir uns eine Kappe Schlaf.

Durrës; Fähr- und Handelshafen, Sicht aus der Marina.
Am Abend wollen wir in die Stadt. Zwischen Bauplatz, abgesperrtem Zollbereich und Autostrasse ist es gar nicht so einfach, den Weg aus dem Hafengelände zu finden. Wir gönnen uns im wohl nobelsten Restaurant der Stadt ein feines Abendessen. Muscheln, gegrilltes Gemüse, Steak, Pasta und trinken feinen albanischen Rotwein dazu.
Durres ist eine lebendige Hafenstadt mit reicher Geschichte. Das Amphitheater und etliche guterhaltene Funde zeugen davon. Durch das moderne archäologische Museum führt uns die Frau unseres Agenten. Sie erzählt so lebendig, es ist eine Freude ihr zuzuhören.
Obwohl die Löhne tief sind, kurven hier viele, neue, teure und PS- starke Autos herum. Scheint ein Statussymbol zu sein. Die jungen Leute sind lebensfroh, sitzen in den Bars und Cafés, flanieren durch die Strassen. Wir sehen fast keine Frauen mit Kopftuch. Streuende Hunde liegen auf den Trottoirs und schlafen, vermutlich müde vom nächtlichen Ausgang. Die Menschen sind immer zu einem Schwatz bereit, oft werden wir gefragt, wie uns ihr Land gefällt.
Durres; Main Square & Archäologisches Museum

Coiffeuse macht Sturmfrisur für die kommenden Tage ….
Über unsere Eindrücke von Albanien haben wir etwas ausführlicher berichtet. Wir waren überall herzlich willkommen, haben freundliche, hilfsbereite Menschen kennengelernt und waren überrascht von der schönen Natur am Land und auf dem Wasser. Einzig die Schilderung eines kanadischen Seglers, dem in der Nacht vor Anker bei Ksamil das Schlauchboot inkl. Motor geklaut wurde, hat uns schockiert. Er hatte es an einer Leine hinten an der Jacht festgemacht. Die Leine wurde durchgeschnitten und weg war das teure Stück.
Wir können jedem Skipper empfehlen, die nautische Komfortzone zu verlassen und Albanien zu besuchen.
Der Agent hat uns am Abend ausklariert, so können wir am andern Tag in der Früh die Leinen lösen und aus dem Hafen fahren. Der Hafenmeister wünscht uns über Funk eine gute Reise und wir sollen nicht vergessen, wiederzukommen.

Abschied von Albanien, Durres
Gegen Mittag können wir die Flaggen tauschen. Jetzt flattert die montenegrische Flagge unter der Saling.
Montenegro; Flaggenwechsel

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