Nach dem schönen Sommer in der Schweiz reisen wir Anfangs September wieder auf unser Schiff. Die Persenning ist schnell entfernt, das Boot gelüftet und das Essen gebunkert. Oh, Schreck, wir entdecken ein Loch im Cover der Rettungsinsel. In unserer Abwesenheit ist wohl jemand reingefahren. Der Schaden wird in der Marina gemeldet, niemand hat was gesehen, der Verursacher hat sich einfach davongeschlichen. Den Schaden werden wir selbst berappen müssen. Später bemerken wir, dass die Halterung der Wurfboje neben der Rettungsinsel fehlt. Die muss nach der Kollision abgeschraubt worden sein. Unfair, wenn man nicht zum Schaden den man verursacht hat, stehen kann. Zum Glück ist das Schiff nicht beschädigt.
Bevor wir die Leinen lösen, wird der alte, korrodierte Abgasschlauch der Heizung ersetzt. Das geht so; Backskiste ausräumen, Bretter abschrauben, in den Motorenraum kriechen und das neue Rohr einziehen. Auch ein neuer Wechselrichter wird eingebaut, damit die Kaffeemaschine auch ohne Landstrom funktioniert.
So, jetzt sind wir zum Ablegen bereit. Der Wetterbericht macht uns einen Strich durch die Rechnung. Morgen Flaute, übermorgen Starkwind aus Süd, dann Regen und Gewitter. Wir bleiben, packen die Fahrräder aus und radeln durch die Gegend oder gehen schwimmen. In Stari Grad schweisst uns ein Mechaniker das gebrochene Chromstahlteil am Velolenker zusammen. Wir gucken uns in der Zwischenzeit das hübsche Städtchen an.
Jetzt haben wir genug vom herumtrödeln und lösen die Leinen. Herrliches segeln bei achterlichem Wind zu einer traumhaften Bucht im Norden von Hvar. Die Boje haben wir telefonisch reserviert. Der Besitzer der Konoba servieret nur fangfrischen Fisch. Wir bestellen eine Vorspeise und suchen uns den kleinsten Fisch, ein Wolfsbarsch, zum Hauptgang aus, er wiegt 1kg. Das Essen schmeckt hervorragend, ist aber nicht günstig.
Bummelnd von Bucht zu Bucht geniessen wir es hier zu sein. Willi kratzt mit dem Spatel den Bewuchs vom Unterwasserschiff und macht die Fische glücklich. Danach sind die Hände mit vielen kleinen Schnitten übersäht, die verarztet werden müssen. Das ist der Preis für einen Knoten mehr Fahrt.
Nur unter Blister setzen wir zur Insel Lastovo über. Unsere Lady gleitet durch die blaue Adria, es ist traumhaftes segeln.
Unseren ersten Ankerplatz wählen wir in der grossen Bucht Luka Velji Lago aus. Kristallklares Wasser zum schwimmen und schnorcheln, grüne Vegetation und Jachtcrews zum schwatzen. Vor Sonnenuntergang machen wir noch eine Spritztour mit dem Dinghi. Es ist schön hier, nicht umsonst ist die ganze Insel ein Nationalpark.
Lastovo liegt weit in der Adria, zum Sporn des italienischen Stiefels wären es nur 60 Seemeilen. Wir fahren dicht unter Land und staunen über die Bunker im Fels, deren verrostete Kanonen auf Italien gerichtet sind. In der nächsten Bucht legen wir erstmals an zwei Bojen an, eine am Bug, eine am Heck. Das ist irgendwie knifflig, aber auf diese Weise haben mehr Jachten Platz. An diesem Tag sind nur 4 Schiffe hier. Wir setzen an Land um den Sonnenuntergang vom südwestlichsten Leuchtturm Kroatiens anzusehen. Leider ist das Gelände beim Leuchtturm nicht zugänglich. Wir weichen zu den Klippen aus und geniessen die untergehende Sonne bei lauen Temperaturen.
Der Wind soll auf Süd drehen, wir lösen zeitig die Leinen. Durch ein grünes Archipel in der blauen Adria führt uns die Fahrt in die geschützte Bucht von Zaklopatica im Norden der Insel. Delfine haben uns ein Stück begleitet. Schöner kann segeln kaum sein. Auf Tipp eines Freundes legen am Steg vom Restaurant Augusta an. Wir ziehen die Trekkingschuhe an und wandern nach Lastovo Stadt, ganz oben auf der Insel. Schlendern durch die Gassen, trinken einen Bier und bewundern die Aussicht. Das Essen bei Augusta schmeckt vorzüglich, wir kommen gerne wieder. In der Nacht frischt der Wind auf, es quietscht und schaukelt am Steg.
Der Scirocco soll in den nächsten Tagen stärker werden. Wir setzen bei stark böigem, achterlichem Wind in die tiefe Bucht von Vela Luka auf Korcula über. An einer Boje vor der Stadt liegen wir sicher, trotz heftigen Böen. Regen und Sonne wechseln sich ab, wir bleiben 3 Tage hier. Langweilig wird es nicht. Hoch über der Stadt gibt es eine Höhle, die besichtigt wird. Wir können die Wäsche waschen lassen, essen gehen und frische Lebensmittel bunkern. An einem Abend findet ein Moreska Säbeltanz-Wettbewerb statt. Die Tänze erinnern an die Zeit der Türkenbelagerung und verkörpern Gut und Böse. Ein buntes Spektakel mit farbenfrohen Kostümen und funkensprühenden Säbeln zu rhythmischen Trommel und Gajda (Sackpfeife) Klängen.
Die See ist immer noch aufgewühlt, wir müssen hart an den Wind. Die Überfahrt nach Sveti Klement wird ruppig. Wir ankern in «unserer» Bucht, das Wasser ist unruhig, es ist kühl, wir essen im Salon.
Frühmorgens lichten wir den Anker. Ein schöner, achterlicher Wind schiebt uns nach Split. Zwischen Brac und dem Festland wird es immer dunkler, Gewitterwolken türmen sich auf, der Wind nimmt zu und es fängt heftig an zu schütten. Wir drehen bei und warten ab. Schnell ist der Spuk vorbei. Wir entscheiden uns für die, nicht ganz billige, ACI-Marina, anstatt zu ankern. Bora ist vorausgesagt, wir bleiben 2 Tage. Die Lady liegt hier gut und sicher, nur ein kurzer Fussmarsch in die Stadt. Willi geht zum Zoll um den Motor EU zu versteuern. Unterdessen erkunde ich die Stadt und kaufe frischfröhlich, nicht nur Gemüse, ein. Die historische Altstadt mit ihren engen Gassen, umgeben von einer imposanten Stadtmauer, gefällt uns sehr. Zahlreiche Restaurants und Läden mit Souvenirs aller Art, schönen Kirchen, ein farbenfroher Markt und reges Treibern entlang Hafenpromenade verleihen Split ein mediterranes Flair.
Bevor wir ablegen muss Willi nochmals zum Zoll. Ich besteige den Stadthügel hinauf zur Flagge und dem Kreuz und geniesse die Aussicht dort.
Am Nachmittag legen wir ab, segeln bei schönem Vorwindkurs Richtung Heimathafen. Zwei Ankernächte verbringen wir in ruhigen Buchten, bevor wir in Vrboska anlegen um für 2 Wochen nach Hause zu fahren. Die Geburt unseres 3. Enkelkindes steht bevor, wir freuen uns riesig.
Nachdem die Fähre in Ancona angelegt hat, haben wir Zeit durch die italienische Hafenstadt zu bummeln.
Grosse Aufregung dann am Bahnhof. Der gebuchte Zug wird mit grosser Verspätung erwartet. Wir nehmen den Regionalzug und schaffen es so, rechtzeitig nach Mailand um den Zug nach Zürich zu erwischen.
In der Schweiz geniessen wir die Tage mit Familie und Freunden. Es ist Anfang Oktober, jetzt erwarten wir jederzeit den Anruf unseres Sohnes aus dem Spital. Aber – das Baby hat keine Eile, es fühlt sich pudelwohl im Bauch der Mutter. Wir können leider nicht länger Zuhause auf die Geburt warten. In den Herbstferien kommt unserer Sohn Simon mit seiner Familie auf das Boot. Eine Woche nach errechnetem Geburtstermin reisen wir mit Zug und Fähre zurück zum Schiff, ohne den neuen Erdenbürger begrüsst zu haben.
Wir stocken die Vorräte auf und machen das Schiff klar. In der Morgendämmerung lösen wir die Leinen. Es hat nur wenig Wind, wir setzen die Segel, nehmen sie wieder runter, lassen den Motor laufen, stellen ihn wieder ab, so geht es bis am Mittag. Dann füllt eine feine Brise den Blister und schiebt uns gemächlich durch die glatte See. Das Wetter ist herrlich und wir haben Zeit. Unser Plotter fängt zu flimmern an und zeigt anstelle der Seekarte nur noch Querstreifen. Oh je, so was haben wir befürchtet, das Gerät ist schon alt. Vor einigen Jahren ist das schon einmal passiert. Kein Problem denke ich, wozu habe ich die Karten auch auf dem iPad. Nur, genau jetzt funktioniert auch dieser nicht. Er hat sich abgeschaltet mit dem Hinweis, Überhitzung. Warum das? Das Gerät lag weder in der Sonne, noch war es andauernd eingeschaltet. Ich steure auf Sicht, der iPad kühlt sich ab und Willi nimmt den Plotter auseinander und reinigt die Kontakte. Noch bevor wir in der Nähe von Trogir den Ankerplatz anlaufen, funktionieren beide Geräte wieder. Kurz vor Sonnenuntergang, nach 40 sm, fällt der Anker.
Wir telefonieren mit Roman, das Baby ist immer noch nicht da.
Auch Simon wird sein Göttikind erst nach den Ferien begrüssen können. Er kommt mit Andrea, Ladina und Anina kurz nach Mittag in Split an. Wir segeln nach Trogir in die Marina und holen die Familie am Flughafen ab. Die Mädchen entern sofort das Schiff, es gefällt ihnen. Wir besuchen alle zusammen die historische Altstadt, flanieren durch die Gassen, besuchen den Markt und essen eine Kleinigkeit. Zurück in der Marina entdecken wir am Steg einen Marmor-Zitterrochen im Wasser. So schön. Die Kinder richten ihre Kojen ein und sind bettfertig, als das Telefon klingelt. Alle stürzen sich darauf, es ist Roman, daneben im Spitalbett sitzt Tina, beide strahlen. Wir sind stolze Grosseltern, Götti, Tante und Cousinen von Andrin. Die Müdigkeit ist der Freude gewichen, wir köpfen einen Rosé und stossen auf die stolzen Eltern und den kleinen Sprössling an. Dann fallen alle müde in die Kojen. Welch ein Tag.
Bevor die Familiencrew in See stechen kann, muss sie noch mit dem Schiff vertraut gemacht werden. Schiffs-Regeln, Sicherheitsanweisungen, Anpassung der Rettungswesten, Verteilung der Aufgaben, Dinghi aufpumpen und …. . Die Mädchen hören aufmerksam zu und helfen. Anina steuert aus der Bucht und Ladina hilft beim Segel setzen. Unser vorgesehener Ankerplatz auf Drvenik ist rappelvoll. Wir segeln weiter, es läuft so schön. Später müssen wir vor den Wind, die Lady Alexa schaukelt, die Damen werden ruhiger und ein wenig fahl im Gesicht. Oh je, zum Glück gibt es was dagegen und steuern hilft auch. Der Ankerplatz auf der S-Seite von Solta wäre angenehm, leider drückt Schwell in die Bucht. Das Wasser ist nicht sehr warm, trotzdem hüpft die Crew hinein. Wir Frauen rudern an Land und steigen auf den Hügel, um den Sonnenuntergang zu sehen während die Männer kochen. Schon früh fallen wir in die Kojen, Seeluft macht müde. Es wird eine ungemütliche Nacht, das Boot schaukelt, dennoch schlafen wir fast 12 Stunden.
Noch vor dem Frühstück rudern wir an den Strand und sammeln 3 grosse Abfallsäcke voll Müll zusammen. Was da alles angeschwemmt wird. Die Mädchen finden gleich 2 mal eine Flaschenpost. Gespannt entfernen wir die Zapfen. Leider können wir es nicht lesen.
Es fehlt der Wind zum segeln, die Unterwassergenua bringt uns zur Insel Brac. Ladina ist unsere Steuerfrau, sie macht es super. Heute entscheiden wir uns für eine ruhige Nacht und wählen einen Liegeplatz in der Milna Marina aus. Die Duschen werden geentert und der eingesammelte Abfall fachgerecht entsorgt. Das kleine Städtchen Milna gefällt uns auf Anhieb. Ankerdrink in einer Cocktailbar mit Blick auf die Buchteinfahrt bei Sonnenuntergang. Diese Nacht schlafen alle prima, bis um 5 Uhr die Kirchenglocken in voller Lautstärke läuten, das wiederholt sich halbstündlich.
Gegen Mittag steuert Anina die Lady aus der Bucht. Es hat deutlich mehr Schiffsverkehr. Die neuen Charterer schwärmen aus und einige Fähren kreuzen unseren Weg. In der blauen Adria segeln wir auf Amwindkurs zur Südseite der Insel Sveti Klement, wo es mehrere tolle Ankerbuchten gibt.
Hier gefällt es uns so gut, dass wir 2 Nächte bleiben. Wir vergnügen uns beim schnorcheln, wandern, Abfall sammeln, lesen, kochen, spielen und «gestrandete» Taucher zum eigenen Schiff kutschieren.
Am Morgen ein Bad im Meer, dann Frühstück und Anker lichten. Wir sind zeitig unterwegs nach Hvar um ein Plätzchen am Stadtquai zu ergattern. Vorsichtig navigieren wir zwischen den kleinen Inseln durchs türkisblaue Wasser. In der Ferne schwimmen Delfine, sooo schön. Am Stadtquai von Hvar hat es tatsächlich noch freie Liegeplätze. Hvar ist ein charmanter, lebendiger Ort mit kleinen Läden und gemütlichen Restaurants. Eine imposante Burg thront über dem Städtchen. Den Ankerdrink gibt es auf der Piazza, auch etwas Zivilisation hat seinen Reiz.
Während Willi das Schiff hütet, was nicht unbedingt notwendig ist, erklimmt der Rest der Crew die Burg. Traumhafte Aussicht über das Hinterland, die Stadt und hinaus in die Adria. Heute sind wir zu faul zum kochen, wir geniessen es, durch den Ort zu bummeln und uns auswärts verwöhnen zu lassen.
Eine unruhige Nacht, unser Schiff schaukelt hin und her, obwohl wir zwischen 2 grossen Katamaranen liegen. Wir müssen 6 Bäuche stopfen, also wieder einkaufen. Die Frauen das Feste, die Männer das Flüssige. Unser Ziel für heute ist Stari Grad auf andern Seite der Insel. Nach dem Auslaufen müssen wir aufkreuzen, später vor dem Wind segeln. Die raue See und die Wellen sind unangenehm für die Crew. Andrea und Ladina werden immer schweigsamer, es ist trotz «Trawell» kein Genuss für die Beiden. Wir beschliessen daher abzudrehen und eine Bucht auf der Insel Brac anzusteuern. Wir kommen flott voran und auf diesem Kurs schaukelt es deutlich weniger. Kaum hat sich der Anker in der ruhigen Bucht festgebissen, bekommen alle Hunger. Den Rest des Tages verbringen alle so, wie es gefällt. Mit relaxen, lesen, baden, schnorcheln, spazieren, kochen, essen, spielen und schlafen.
In 3 Tagen geht für die Gästecrew der Flug zurück in die Schweiz. Um zu entscheiden, wo die Besatzung von Bord gehen soll, prüfen wir den Wind und die Seekarten. Wir beschliessen nach Split zu segeln und in der grossen Nordbucht zu ankern. Die ganze Horde macht Split unsicher.
Am andern Morgen verlässt die Familie das Schiff und verbringt noch eine Nacht im Hotel. So hat das Skipperpaar genügend Zeit nach Hvar zurück zu segeln und das Schiff winterfest zu machen. Es war eine tolle Zeit für alle.
Wir reisen diesmal mit der Bahn nach Hause. Die Zugfahrt von Split nach Zagreb ist eindrucksvoll. Vom Meer tuckert die Lok hinauf in die Berge, durch Hochland und Wälder, die Bäume sind bunt gefärbt. Es ist schön, obwohl wir uns 4 Std. lang der Gesellschaft von aufgeregten Schulkindern erfreuen dürfen. In Zagreb haben wir etwas Zeit um durch die Stadt zu bummeln und etwas zu essen, bevor der Nachtzug nach Buchs abfährt. Gegen Mittag sind wir zu Hause.