Mittel- und Norddalmatien

Willi ist verschnupft und müde, Coronatest in Trogir – positiv. Er hat sich bei einem Essen angesteckt. Ich nehme ab sofort Abstand, so gut es eben auf dem Schiff geht. Unser Gast kommt trotzdem an Bord, wir freuen uns.
Von nun an sind wir eine Dreiercrew, ein Skipper mit Corona und zwei Bordfrauen. Nach ein paar Tagen tröpfelt meine Nase, sonst nichts, ein Test, oh je, jetzt bin ich auch positiv. 6 Tage Maske tragen, immer wieder die Hände desinfizieren und im Lee sitzend habe ich Helena zum Glück nicht angesteckt. Nach 10 Tagen konnten wir uns endlich wieder unbeschwert unter die Leute mischen.
Wir shippern seit fast einem Monat in Nord- u. Mitteldalmatien herum.

Da versuchte einer, Schwarzfahrer zu werden

Besuchen die Inseln Murter, Pašman, Dugi Otok, Vir, Molat, Vis, Sveti Klement, Korčula, Hvar und Brač. Auch lohnende Abstecher ans Festland, nach Trogir, Zadar und Makarska stehen auf der Törnroute.
Auf den Besuch der Kornaten haben wir bewusst verzichtet. Wir waren schon einmal dort und es ist der Hotspot für Chartersegler und damit auch ziemlich überlaufen. Auf dem Weg nach Murter sind wir an den unzähligen Inseln der Kornaten entlang gesegelt. Die kahlen Inseln im tiefblauen Meer sind bestechend.
Wir ankern oft, nur ab und zu legen wir in einer Marina, am Stadtkai oder an einer Boje an. Beides hat seinen Reiz; durch Dörfer und Städte bummeln, mit Einheimischen und andern Seglern plaudern, Sehenswürdigkeiten besuchen auf der einen und gemütliches Bordleben, Sonne und klares blaues Wasser zum planschen auf der anderen Seite.
Kroatien ist ein spannendes Segelrevier. Die hohen Gebirgszüge auf dem Festland und die vielen vorgelagerten Inseln sorgen für die typischen und wechselhaften Winde. Wir steuern unsere LADY ALEXA durch tiefblaues Wasser oder schlängeln uns durch’s Flachwasser zwischen den Inseln hindurch. Das Meer ist dort türkisblau, manchmal ist nur ein halber Meter Wasser unter dem Kiel.
Ab und zu sehen wir Delfine, in einer Bucht schwimmt ein einzelner Delfin gemütlich um uns Ankerlieger.
Es gibt Tage, da sehen wir nur vereinzelt mal ein Segelschiff oder eine Motoryacht, an anderen Tagen ist soviel Verkehr, wie an einem schönen Sommertag auf dem Bodensee.
Die Ankerplätze sind abwechslungsreich. Aleppokiefern, Laubbäume, Gebüschland (Macchia) od. sogar Rebstöcke säumen die Buchten. Oft befinden sich kleine Siedlungen oder einzelne Fischerhäuschen im Scheitel der Bucht. Das Wasser ist meist glasklar, die Farben varieren in den verschiedensten Blautönen. Es gibt Buchten, da sind Bojen ausgelegt, von kostenlos mit Konsumpflicht im Restaurant, einer geringen Gebühr bis zu unanständigen hohen Preisen reicht die Palette.
Wenn man sich etwas abseits der Charterrouten bewegt, entdeckt man traumhafte Buchten in denen man noch frei ankern und wunderbar schwimmen, wandern und entspannte Nächte verbringen kann.
So schön es auf dem Wasser ist, es zieht uns immer auch an Land. Manchmal nur um die Bucht zu erkunden oder auf einen Hügel zu steigen. Wir besuchen Städte und Ortschaften, gehen Einkaufen, trinken ein kühles Bier oder gehen zum Essen in ein Restaurant.
Zadar hat uns gefallen, die Stadtmarina mitten drin, gegenüber der lebhaften Altstadt. Der historische Ort zieht viele Touristen an. Es gibt Kirchen aus verschiedenen Epochen, einen schönen Markt, viele Cafés und Restaurants und die lange Seepromenade. Dort lauschen wir dem Klang der Meeresorgeln und rätseln darüber. Einer der spektakulärsten Sonnenuntergänge den wir je gesehen haben bleibt uns sicher in Erinnerung.

Zadar Marina
Zadar Marina mit Taxi-Ruderer

In Markaska am Fusse des Biokovo Küstengebirges vertäuen wir unsere Lady für 2 Nächte an der Stadtpromenade. Wir liegen schön und sicher, obwohl am Abend Fallböen von 30 kn herunterpreschen.
Wir besuchen das Muschelmuseum in den Gewölben eines Franziskanerklosters. Was ein Mönch in den 60er Jahren in der Adria mit Leidenschaft begonnen hat, ist mittlerweile zu einer beeindruckenden Sammlung mit Muscheln aus aller Welt gewachsen.
Die Tagestour durch das Biokovo Gebirge ist traumhaft schön. Eine einspurige, kurvenreiche 23 km lange Bergstrasse führt hinauf zum Gipfel des Sv. Jure auf 1762m. Traumhafte Aussicht über die Inselwelt Mitteldalmatiens u. bis nach Bosnien- Herzegowina. Die Felsformationen, die Farben von Himmel, Meer und Pflanzen sind grossartig. Schmetterlinge und Bergblumen überall. Wir lassen am Besten die Bilder sprechen.

Am letzten Tag von Helen’s Abreise ankern wir wieder in Vinisce. Dabei erleben wir den 3500m Schwimmwettbewerb. Es ist beeindruckend, wie die unterschiedlichen Schwimmer diese lange Distanz bewältigen. Der schnellste Schwimmer der die zwei Runden meistert, ist im Ziel bevor die letzten Schwimmer die 1. Runde beenden können.

In Trogir legen wir ein zweites Mal an, denn dort verlässt uns Helena wieder. Wir mögen dieses Stadt und beim ersten Besuch war Willi in Quarantäne und hat noch nicht viel davon gesehen.

Trogir
Trogir

Immer ist es nicht so entspannt, es gibt auch Tage da kämpfen wir mit starkem Wind oder, noch schlimmer, mit Flaute. Auf der Insel Vis hängen wir uns an eine Boje vor der kleinen Stadt. Es ist windig, der Schwell ist ungemütlich, er wird uns die ganze Nacht durchrütteln, am Morgen werden wir die Boje fluchtartig verlassen. Am Abend fährt die Damencrew mit dem Schlauchboot in das lebhafte Städtchen, der Skipper bleibt an Bord. Abenteuerliche Rückfahrt nach dem Eindunkeln bei ablandigem Wind. Wir mussten alles geben um das Boot zu erreichen und nicht nach Italien geweht zu werden. Unser Skipper war nicht begeistert und wir haben etwas gelernt.
Was Segelcrews bei Flaute so in den Sinn kommt konnten wir auf der Fahrt nach Brač beobachten. Mit Vollspeed kommt uns ein Schiff entgegen, als plötzlich vorne am Bug ein Mitsegler an einem Fall schwingend über Bord geht. Der Steuermann reagiert zum Glück sofort und dreht ab. Nicht auszudenken, wenn er überfahren worden wäre. Eine Schwimmweste hatte er natürlich auch keine an. Unglaublich, so ein Leichtsinn.
Wir sind nach knapp 3 Monaten in unserer Marina in Vroboska auf Hvar angekommen, wo wir die Lady Alexa über die zwei heissen Sommermonate zurücklassen. Jetzt ist aufräumen, waschen und saubermachen angesagt. Am Dienstag fahren wir von Stari Grad nach Split, am Abend setzen wir mit der Fähre nach Ancona über und besteigen am Morgen den Zug über Mailand nach Zürich.
Kroatien gefällt uns sehr, wir haben die Tage auf unserem Schiff wieder ausgiebig genossen. Trotzdem freuen wir uns auf Zuhause, unsere Familie und Freunde. Es gab keine keine Zwischenfälle oder größere Reparaturen. Die Tage mit Helena, unserer Segelfreundin, waren sehr schön. Wir haben viel unternommen, fein gegessen und getrunken, geredet und gelacht. Uns macht vor allem das Reisen, das Weiterkommen mit dem Schiff in neue Länder und unbekannte Gegenden Freude.

Schreiben Sie einen Kommentar