Die Nacht vor dem angekündigtem Sturm war ruhig, am Morgen prasselt Regen auf unser Deck, der Wind frischt auf, aber alles im grünen Bereich. Wir liegen geschützt vor Anker und verbringen Zeit mit allerlei Arbeiten im Schiff. Zwischen den Schauern gehen wir schwimmen, das Wasser ist immer noch wunderbar warm. Wir halten es gut hier aus.
Am 3. Tag nehmen wir unseren Anker hoch und segeln genüsslich vor dem Wind ans gegenüberliegende Festland zu einem kleinen Hafen mit Strom. Dort werden wir wieder aus dem Hafen gejagt, die Plätze sind anscheinend für Charterboote reserviert. Genervt segeln wir zurück zur Insel Meganisi und legen in Vathi an. Es ist ein hübscher ruhiger Ort, die Sonne scheint zwischendurch und Hafenkino wird auch geboten. In einer Taverne bestellt Willi fangfrischen Fisch und ich Moussaka. Sie war gut, aber mein Magen rebelliert 2 Tage. Ausgiebiges spazierten von Bucht zu Bucht, die schöne Landschaft und gekochte Kartoffeln helfen.
Bei 2-3 Bf im Rücken segeln wir zur Meerenge zwischen Lefkada und dem Festland. Die Fahrrinne ist betonnt, wir haben immer mind. 4 m Wasser unter dem Kiel. Es ist spannend, reger Schiffsverkehr, backbord die bewaldete Insel Lefkada, steuerbord eine flache Ebene u. die Berge des Festlands im Hintergrund. Wir legen am Stadtpier von Lefkada an. Das Wetter ist unbeständig, es blitzt und donnert u. bald darauf scheint wieder die Sonne. Die Stadt hat ihren eigenen Charme, es herrscht ein geschäftiges Treiben von Besuchern und Einheimischen. Die Häuser sehen fröhlich aus, sie sind unten gemauert, oben aus Holz, welches oft mit farbigem Wellblech verkleidet ist.
Auf dem Weg zur offenen See müssen wir einen Kanal mit einer Drehbrücke passieren. Diese öffnet stündlich für den Schiffsverkehr.
Wir sind das 2. Schiff vor der Brücke und schauen gespannt dem öffnen zu. Draussen erwartet uns eine heftige Dünung und wir «rollen» unserem Ziel der Passage bei Preveza in den Ambrakischen Golf entgegen. Ich steure durch das enge Fahrwasser. Eine Jacht kommt auf unserer Seite entgegen, anscheinend hat der Skipper noch nie etwas vom korrekten kreuzen gehört. Erst als Willi 2x mit unserem Schiffshorn hupt, weicht er aus. Wir segeln an unzähligen Fischfarmen vorbei, das Wasser im Ambrakischen Golf ist trüb und grün. Die Natur an Land ist wunderschön, der Ankerplatz auch, aber ans baden ist nicht zu denken.
Es hat viele Fische (ausgebüxte?) im Wasser und es riecht auch danach. Etwas enttäuscht von dem Naturschutzgebiet verholen am andern Tag in die neue Preveza Marina. Alles Picobello hier, wir können duschen und alles waschen. Das Deck und die Leinen waschen sich von selbst, Griechenland versinkt momentan im Dauerregen.
Während einer trockenen Phase verhohlen wir zum Winterliegeplatz in der Boatyard, legen in der Slip-Box an und lernen die Betreiber persönlich kennen. Das herausheben unserer Lady mit dem Slipwagen bereitet uns ein wenig Herzklopfen. Die Werft macht ihre Arbeit souverän. Ein kleiner Kratzer am Gelcoat hat es zwar gegeben, trotzdem fühlen wir uns hier gut aufgehoben. Der Traktor fährt unser Schiff an einen schönen Winterplatz mit toller Aussicht auf die Bucht. Das Schiff wird mit Holzpfählen und alten Oelfässern aufgebockt und eine stabile Holzleiter zum besteigen des Schiffs montiert. Am Abend geniessen wir das Anlegebier in unserem Cockpit-Balkon bei Sonnenuntergang. Wir bleiben noch einige Tage hier, machen das Schiff winterfest und erledigen den Papierkram. Wegen eines Formfehlers dauert es ewig. Einfach soviel dazu; das nächste Mal mit Agent. Es bleibt auch Zeit für Spaziergänge in die Stadt, zu den Stränden der Stadt an der ionischen Küste und für einen Ausflug ins Landesinnere. Ioannina, die Berge und die kilometerlangen, menschenleeren Sandstrände haben uns besonders gefallen.
Ioannina, eine grössere Stadt auf 450m üM liegt an einem See. Wir fahren die 100 km über mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Hügel, durch Täler mit Bachläufen, im Hintergrund Berge mit wenig Vegetation. Nebel liegt über dem See, das Thermometer fällt auf 13 Grad. Die Leute sitzen in Cafés und plaudern, dick eingepackt in Winterklamotten. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, wir befinden uns in den Schweizer Alpen. Der Nebel löst sich bald auf und die hübsche Altstadt lädt zum bummeln ein. Die alten Stadtmauern sind noch gut erhalten, die Häuser renoviert und bewohnt. Kirchen, Moscheen, Museen und Überreste antiker Gebäude liegen nebeneinander. Früher war diese Gegend bekannt für Silberschmiedekunst. Wir besuchen das Museum und bekommen einen Eindruck von der harten und dem filigranen Handwerk der Arbeiter. Das Gebäude ist in die Stadtmauer integriert, das Museum spannend und modern gestaltet. An diesem Ort scheint alles aufgeräumt und schön. Ausser man schaut über die Mauer, da liegt im Gelände wie so oft in Griechenland überall Abfall und Plastik herum. Eine griechische Landschildkröte frisst drumherum friedlich Gras, grotesk.
In der Mangnolia Boatyard lassen wir unsere Lady Alexa in guten Händen zurück und fliegen nach Hause. Wir freuen uns nach diesem langen, abwechslungsreichen Törn durch Nordgriechenland wieder auf das Zuhause und auf unsere Kinder und Freunde.