Golf von Volos – Golf von Euböa

Wir verlassen die Inselgruppe der nördlichen Sporaden, segeln nördlich an der Insel Euböa vorbei bis ans Festland, nach Achilleion. Dort wollen wir die kleine Marina anschauen, denn wir müssen bestimmen, wo unser Schiff im August liegen soll. Wir haben verschiedene Angebote eingeholt. Die Liegegebühren einer grossen Marina nahe dem Flughafen Athen wäre eine zahlbare Option, Achillion müssen wir vor Ort klären. Am Ende einer grossen Bucht liegt dieser kleine urbane Ort mit 2 Stegen für Gastyachten, es gefällt uns hier auf Anhieb. Miri, der Besitzer der „Marina“ hätte Platz am Aussensteg und würde auf Lady Alexa zu einem günstigen Preis aufpassen. Wir müssen jetzt Vor- und Nachteile abwägen, was uns nicht leicht fällt. Hier hätten wir eine persönliche Betreuung zu vernünftigen Kosten. Es hat aber keine Infrastruktur, keine Dusche, WC, Waschmaschine. Der Aussensteg hat Mooring-Leinen, ist in der Nacht unbeleuchtet u. wir müssten vermutlich ganz aussen anlegen. Wie sicher der Platz bei starkem Meltemi ist, können wir nicht einschätzen. Dann wäre noch der Weg zum Flughafen, 3 Stunden mit dem Taxi. Wir entscheiden uns für die unpersönlichere, teurere aber komfortablere Variante der Olympic- Marina. Unser nächstes Ziel ist Volos, ganz im Scheitel des gleichnamigen Golfes. Dorthin haben wir die Ersatzfernsteuerung für unsere Ankerwinsch schicken lassen. Kurz vor der Hafeneinfahrt rufen wir Alex vom TO-Stützpunkt an und bekommen auch gleich einen Anlegeplatz mit Wasser und Stromanschluss bei Pitter Yachting, einem Charterunternehmen. Wir werden freundlich am Steg in Empfang genommen.

Haven von Volos
Hafen von Volos, Bild von Dimitris Vetsikas


TO steht übrigens für Trans Ocean, das ist ein deutscher Club für Fahrtensegler, welche wir ja hoffentlich auch bald sein werden. Volos ist eine grosse Stadt von der es heisst, sie sei nicht besonders schön. Die Hafengegend jedenfalls ist ansprechend. Es ist Wochenende, Familien und Paare promenieren, Jugendliche albern herum, die Tavernen sind voll. Wir schlendern dem grossen Stadt-Kai entlang, begutachten die Boote, wählen eine Pizzeria aus, weil wir gerade Lust darauf haben. Die griechische Pizza-Variante schmeckt gut und ist so gross, dass wir den Rest einpacken lassen. Am andern Tag gibt es für uns, mit einem Salat zusammen, ein vollständiges Essen auf dem Schiff. Während Willi am nächsten Morgen die neue Fernsteuerung ausprobiert, gehe ich spazieren. Am Hafen steht eine schöne Kirche, heute Sonntag ist Gottesdienst. Der Prediger singt die Messe, was man bis nach draussen hören kann. Die Leute stehen in und vor der Kirche und lauschen den Worten, es fühlt sich sehr feierlich an. Die neue Fernsteuerung geht einfach nicht „wrong ID“. Nichts gewesen ausser Spesen, also ankern wie bisher. Bei schönem Segelwind rauschen wir zurück durch den grossen Golf.

Nach der Grossstadt von Violos erholsame Ruhe, gut geschützt hinter einer kleinen Insel im Süden des Golfs von Volos

Wir ankern hinter einer kleinen grünen Insel. Bevor wir ins klare Meer springen, laufe ich ums Schiff und halte nach Quallen Ausschau. Alles i.O, aber nur bei Willi. Ich schwimme anscheinend direkt in einen Quallenknäuel. Überall streift mich was, es brennt. Ich bin ganz schnell wieder aus dem Wasser. Willi leistet Erste Hilfe, übergiesst mich mit Essig und schabt mit der Halbtaxkarte die betroffenen Stellen ab. Nachher darf ich duschen. Ich hatte noch Glück, nur am Oberschenkel haben sich Quaddeln gebildet, sie werden noch mit dem „Bite away“ behandelt. Am andern Tag sieht man nichts mehr davon.

Mit vollen Segeln fahren wir in den nördlichen Golf von Euböa. Auf dem Weg nach Chalkida legen wir in vund Loutra Aidipsou an, zwei total unterschiedlich Ferienorte auf Euböa. Danach setzen wir Kurs auf Chalkida. Die Einfahrt zur Meerenge sehen wir zwar auf dem Plotter, aber in Natura ist sie spät auszumachen. Wir steuern mit moderatem Strom durch die Fahrrinne auf die Stadt zu. Beim Festmachen am rot markierten Stadt-Kai spüren wir die Strömung schon deutlicher.

Vor uns liegt die schmalste Stelle zwischen Euböa und dem Festland. Eine 39 m breite Brücke spannt sich darüber. Für die Schifffahrt wird die Brücke nur einmal in der Nacht geöffnet. Wann das sein wird hängt von Strömung und Tide ab. Diese kann bis zu 80 Zentimeter betragen. Vorausberechnen lässt Sich die genaue Zeit des Slick-Wassers anscheinend nicht. Als Erstes suchen wir die Hafen-Behörde auf um uns für die Durchfahrt heute Nacht anzumelden und die Brückengebühr von 35 Euro zu bezahlen. Danach gucken wir uns die Brücke und die Durchfahrt genau an. Die Strömung unter der Brücke ist so stark, dass sogar ein Wildwasser-Parcours eingerichtet ist.

Mit Respekt schauen wir den Kanuten bei der Fahrt im brodelnden Wasser zu. Ab 21 Uhr müssen wir über Funk „Stand by“ sein. Wir sitzen im Cockpit, beobachten das bunte Treiben auf dem Stadt-Kai und warten gespannt. Um Mitternacht fahren immer noch Autos auf der Brücke. Kurz danach werden wir aufgerufen, dass wir gleich hinter den Fischerbooten dir Brücke passieren dürfen.

Die Schiebebrücke gleitet in eine Nische unter der Strasse zurück. Nachdem die Fischerboote uns passiert haben legen wir ab. Im Kanal ist die Strömung beträchtlich und Willi muss konzentriert durch die schmale Stelle steuern. Es ist aufregend und faszinierend zugleich. Auf der andern Seite der Brücke sind überall Lichter der wartenden Schiffe. Wir schlängeln uns durch und ankern schliesslich in der südlichen grossen Bucht. Nach diesem Abenteuer schlüpfen wir kurz nach ein Uhr in unsere Kojen. Auf dem Weg südwärts der Küste Euböas entlang ankern wir in der Bucht von Eretria, ein netter freundlicher Ferienort. Am nächsten Tag steuern wir nach einem Segeltag mit abwechselnd viel u. wenig Wind einen kleinen tiefen Küsteneinschnitt an. Dort, vor dem winzigen Ort Boufalo ankern wir zwischen andern Yachten in idyllischer Umgebung.

Der Golf von Euböa öffnet sich, wird breiter, es fühlt sich wieder mehr nach Meer an. Wir steuern das kleine Inselarchipel vor der südwestlichen Küste Euböas an. In einer Bucht mit glasklarem, türkisblauem Wasser lassen wir den Anker fallen. Es ist schön hier, keine Strasse, keine Taverne und keine Quallen, nur ein paar Boote schaukeln im Wind. Wir verbringen noch einen weiteren Tag an diesem bezaubernden Ort. Schwimmen, schnorcheln, lesen, faulenzen und am Schiff oder in der Küche werkeln, mehr brauchen wir nicht. Unser letzter Stopp auf Euböa ist Karystos, ein Hafen ganz im Süden mit Wasser- und Stromanschluss.

Kaum sind die Leinen am Stadt-Kai festgemacht und die Gangway installiert, ist Willi schon am palavern mit anderen Seglern. Nachdem die Wassertanks gefüllt sind, fängt plötzlich unsere Bilgenpumpe an zu laufen. Tisch und Bodenbretter werden entfernt und schon sehen das Maleur. Der gestern neu eingebaute Füllstands-Sensor ist nicht dicht. Mit viel Schweiss und Kreativität kriegt Willi den Tank dicht. Auf Empfehlung unseres Schiffsnachbarn essen wir heute sehr gediegen und fein in einer Taverne. Auch dieses Hafenstädtchen hat seinen ganz eigenen Reiz. Wir verlassen Euböa für einen kurzen Abstecher in die nördlichen Kykladen.

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