Nach den quirligen Hafenorten der letzten Tage fühlen wir uns auf der Halbinsel Chalkidiki wie im Paradies. Viele kleine Buchten, eine schöner als die andere, grüne Hügel, Sandstrände und ruhiges türkisblaues Wasser. Die drei „Finger“ Chalkidiki’s sind sehr verschieden. Im Osten die Mönchsrepublik Athos mit seinen über 20 historischen Klöstern, einige an steilen Berghängen erbaut. Sie dürfen wir nicht besuchen und müssen, weil eine Frau an Bord ist, beim vorbeisegeln 1 Seemeile Abstand halten. Der mittlere Finger „Sithonia“ ist dünn besiedelt, hat nur vereinzelte kleinere Feriensiedlungen oder Campingplätze und besticht durch bewaldete Berge und schöne Buchten.
Kassandra, die westliche Halbinsel hat deutlich mehr Hotels und lange Sandstrände. Sanfte Hügel, Getreidefelder u. Olivenhaine prägen die Landschaft. Bevor wir zum Festland übersetzen möchten wir in einem Fischerhafen auf der Westseite Kassandras anlegen. Es ist aussichtslos, wir finden keinen Platz zwischen den Fischerbooten und ankern geht auch nicht. Uns bleibt nichts anderes übrig als weiter zu segeln. Beim Eindunkeln steuern wir durch das betonnte Fahrwasser in die Sani Marina ein.
Wow, so was haben wir noch nie gesehen. Das hier ist ein Luxusresort mit mehreren Hotels, mittendrin die Marina. Frauen, Männer, Kinder in schicken Klamotten tummeln sich zu später Stunde noch herum. Hier gibt es Cafés, Restaurants mit allen möglichen Spezialitäten, Livemusik und teure Shops. Ein schönes Ambiente, alles vom Feinsten, wir geniessen es für einmal. Am anderen Tag nutzen wir die sanitären Anlagen ausgiebig. Es wird gewaschen bis Crew, Kleider und Wäsche sauber sind.
Am Abend gönnen wir uns ein Gourmet Essen in der Grill Taverne mit herzlicher Bedienung. Wir sind zwar ein paar Euros leichter, dafür hatten wir einen überaus angenehmen Aufenthalt. Von der Sani Marina nehmen wir anderntags Kurs West zum Festland. Zuerst sehen wir kleine Wölklein am Himmel. Diese türmen sich immer höher auf und bilden schliesslich einen Amboss.
Was haben wir damals im Meteokurs gelernt? Amboss nicht gut! Wir beobachten die Wolke genau. Irgendwann fällt der Turm auseinander und löst sich auf. Daneben hat sich schon wieder einer gebildet und dann noch einer. Auch diese lösen sich zum Glück auf. An der Ostküste von reiht sich ein Ferienort an den andern. In Platamonas gibt es eine kleine Marina im Fischerhafen, dort legen wir an.
Welch ein Gegensatz, hier verbringen vornehmlich Familien ihre Ferien. Das Städtchen ist voll von Menschen aller Herkunftsländer. Ein Touristenshop reiht sich an den Nächsten, dazwischen eine Taverne, ein Café, eine Bar. In der Marina werden freundlich empfangen und mit guten Tipps versorgt. Das Schöne hier ist, dass wir in Badehosen vom Schiff über den Steg direkt ins Meer hüpfen können. Vom Cockpit aus sehen wir den Olymp, ein mächtiges Gebirgsmassiv mit mehr als 10 Gipfeln, die über 2700 m vom Meer aufsteigen. In der Antike galt er als Wohnsitz der Götter, heute ist er Nationalpark.
Die Hänge sind bis weit hinauf dicht bewaldet und wunderschön zu bewandern. Gewaltig, das freut das Schweizerherz. Wir mieten ein Auto und fahren in die Berge, so weit hoch wie es geht, wandern umher, geniessen die Natur und die kühlere Bergluft. Um den höchsten Gipfel zu besteigen müsste man in einer Berghütte übernachten, dafür konnte ich Willi nicht begeistern. Anderntags ist gleich das nächste Highlight geplant – die Metéora-Klöster. Die Fahrt dorthin dauert zwar 2 Stunden, aber was uns dort erwartet ist einfach atemberaubend. Allein schon die Felsformationen sind faszinierend und wenn auf einigen „Felsennadeln“ noch uralte, bewohnte Klöster thronen, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Wir wundern uns, wie Menschen früher auf die Idee kamen auf den Felsplateaus Klöster zu bauen und wie sie das überhaupt geschafft haben. Heute ist es schon am Vormittag fast 40 Grad warm. Das hält uns aber nicht davon ab, zwei dieser Klöster, die nur über steile Treppen zu erreichen sind, zu besichtigen. Die andern bewundern wir aus der Ferne.
Nach diesem Abstecher ans Festland sind die nördlichen Sporaden unser nächstes Ziel. Es gibt an der Festlandküste keine geeigneten Anker- oder Hafenplätze, was bedeutet, dass wir über 70 Seemeilen durchsegeln. Bei idealsten Bedingungen wären das so 12 Stunden. Wir legen um 3 Uhr in der Früh ab, gemäss Wetterbericht soll Wind aufkommen. Aber weit gefehlt, kein Wind, nur eine aufgewühlte See erwartet uns. Wir müssen bis kurz nach Sonnenaufgang motoren. Danach kommen wir unter Segeln zwar gut voran, aber die Wellen schütteln uns durch. Relativ wenig Wind und eine rauhe See, dass ist nicht das, was man sich eine so lange Strecke wünscht. Am späten Nachmittag fällt unser Anker in einer schönen grossen Bucht im Süden von Skiathos.
Wir segeln eine Woche von Insel zu Insel, von Bucht zu Bucht. Von Skiathos über Skopelos nach Alonnisos und wieder zurück. Es ist traumhaft hier, wir geniessen die Ruhe, das klare Wasser zum schnorcheln und die einfache, schmackhafte Bordküche. Leider hat es in einigen Buchten Quallen, das trübt die Freude ein wenig.
Nach sorgfältiger Bestimmung wissen wir, dass wir besser nicht mit ihnen in Berührung kommen sollten. Das Städtchen Skopelos mit seinen schneeweissen Häusern am Hang, seinen engen Gassen mit den kleinen feinen Geschäften und Tavernen ist ein einladender Ort. Wir waren schon einmal kurz hier.
Diesmal wollen wir uns für diese Insel mehr Zeit nehmen, eine Rundfahrt mit Auto, zur Hochzeitskirche vom „Mamma Mia- Film“ wandern und…., aber es ist uns schlichtweg zu heiss. Wenn wir nicht am segeln sind und den Wind auf der Haut spüren, wenn kein Wasser uns abkühlt, läuft der Schweiss in Strömen. Schade, wir lösen die Leinen und segeln weiter.