Es wird nur ein kurzer Abstecher in die Kykladen. Der Wind – Seglers liebstes Kind – hat ein Wörtchen mitgeredet. Nachdem wir die Leinen in Karystos, an der Südspitze Euböa’s gelöst haben und aus der Bucht gefahren sind, begegnen wir einer grossen Delfinschule.
Sie begleitet uns sicher 5 Minuten lang. In etwas Abstand zum Boot springen sie aus dem Wasser oder flitzen vor unserem Bug umher. Nach diesem schönen Erlebnis, setzen wir unseren Weg nach Andros, der nördlichsten Insel der Kykladen, fort. Kurz vor der Hafeneinfahrt müssen wir beidrehen, dh. wir stoppen die Fahrt indem wir die Segel so stellen, dass der Wind keinen Vortrieb mehr erzeugt, um einer Schnellfähre den Vortritt zu lassen.
Im kleinen Küstenort Batsi ergattern wir einen Hafenplatz. Willi kann endlich wieder mit anderen Seglern plaudern, französisch mit den linken, englisch mit den rechten Nachbarn.
Es ist hübsch hier, herausgeputzt für die wenigen Touristen auf dieser Insel. Diesen Abend geniessen wir in einer Taverne ein vorzügliches Menü aus der griechischen Küche. Leider bleibt uns keine Zeit diese Insel zu erkunden. Für die ganze nächste Woche ist starker vangekündigt. Bevor der starke Wind so richtig aufdreht lösen wir die Leinen um zum Festland überzusetzen. Kurz nach dem Ablegen entdecke ich etwas im Wasser, oh, es ist eine Schildkröte, die das Köpfchen aus dem Wasser streckt. Wir gleiten an ihr vorüber, wo sie wohl hin will? So schön und entspannt die Begegnung mit der Schildkröte war, so aufregend ist die Querung der Schifffahrtsstrasse zwischen Andros und Euböa.
Zeitweise müssen wir bis zu 8 Grossschiffe und Fähren im Auge behalten. Danach geniessen wir bei tollem Segelwind den letzten grossen Schlag vor der Rückreise. Zwei Tage verbringen wir noch in einer gut geschützten Bucht, bevor wir in die Marina einlaufen.
Die Olympic Marina in Lavrion ist sehr gross und hat alles was man als Segler so braucht. Für unseren Geschmack ist sie etwas unpersönlich, es sind viele Charterunternehmen hier, wenige Eigner, die „Segelgemeinde“ fehlt. Dafür liegt unsere LADY ALEXA sicher, wir können waschen und alles am Schiff erledigen. Der starke Wind, der in unser Cockpit bläst macht die extreme Hitze erträglich. Auch das „Hafenkino“ bringt beste Unterhaltung. Nicht alle Charterskipper beherrschen ihr, meist sehr grosses Schiff so, dass sie bei Wind problemlos in den zugewiesenen Platz steuern können. Da kommt schon mal Hektik auf. Die Mitarbeiter passen zwar sehr gut auf, aber manchmal sind sie halt nicht schnell genug. Hoffentlich hat unser Schiff nach unserem Heimurlaub keinen Parkschaden. Der lebhafte Ort Lavrion gefällt uns recht gut. Eine typisch griechische Kleinstadt mit Hafen, unzähligen Geschäften, Cafés und Tavernen.
Nach einer Woche Marinaferien fliegen wir für einen Monat nach Hause. Wir sind froh, der Hitze zu entkommen, über 42 Grad am Tag und in der Nacht kühlt es auch nicht unter 30 Grad ab.
Nach einem schönen und vor allem freudigen Aufenthalt in der Schweiz kehren wir am 1. September wieder auf unser Schiff zurück. Die verheerenden Waldbrände die während unserer Abwesenheit hier wüteten, machen uns betroffen und traurig. Wir sind 2 Wochen davor an der Küste Euböa’s entlang gesegelt und haben die grünen Hänge mit ihren hübschen Orten bewundert und in den Tavernen gegessen.
Die LADY ALEXA liegt unversehrt aber nach ganz neuen Methoden belegt und etwas dreckig am Steg.
Wir putzen das Schiff, prüfen die Bordsysteme, gehen auf dem Markt einkaufen und nehmen die Bordküche wieder in Betrieb. Alles geht flink von der Hand, ganz anders ist es mit beim Papierkram. Bei der Coast Guard wollen wir uns abmelden und das ETEPAI lösen (eine Steuer, die jedes Schiff in griechischen Gewässern zahlen muss). In Mytilini ging das immer ganz unkompliziert, nicht so hier. TEPAI muss beim Zoll gelöst werden, der hat aber schon geschlossen. Also am andern Tag nochmals mit dem Taxi in die Stadt. Willi kommt verärgert wieder aus dem Büro. Das könne nur Online gemacht werden, sagen die Beamten. Wir setzen uns in ein Café und Willi hämmert auf seinem Natel herum. Es klappt anscheinend nicht so ganz mit dem Registrieren. Bald explodiert er, ich bin still und nippe an meinem Cappuccino. Nach einer halben Ewigkeit hat er es geschafft, nur das Bezahlen mit der Kreditkarte geht nicht. Wir müssen auf eine Bank. Dort brav draussen anstehen, einzahlen geht dann aber problemlos. Jetzt müssen wir noch eine Kopie vom digital ausgestellten TAPAI-Dokument haben.
Wir suchen einen Print Shop. Mit dem ausgedruckten Dokument und der Quittung der Einzahlung können wir uns bei der Coast Guard endlich abmelden. Das alles hat nur 4 Stunden gedauert.
Es ist wieder starker Meltemi angekündigt. In den Kykladen soll er mit 7-8 Bf wehen, im Saronischen Golf deutlich weniger. Am nächstem Morgen verlassen wir die Marina und steuern die Bucht beim Kap Sounion an. Wir waren lange genug in der Marina, wollen dort ankern, baden und den Poseidon Tempel besichtigen.